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Theodor Fontane: Herbstmorgen

1840.

Die Wolken ziehn wie Trauergäste
Den Mond zu Grabe zu geleiten;
Der Wind durchfegt die starren Aeste,
Und sucht ein Blatt aus bessren Zeiten.

Die grünen Tannen schaun so düster
Auf eine jung-geknickte Eiche,
Als blickten trauernde Geschwister
Auf der geliebten Schwester Leiche.

Schon flattern in der Luft die Raben,
Des Winters unheilvolle Boten;
Bald wird er tief in Schnee begraben
Die Erde — seinen großen Todten.

Ein Bach läuft hastig mir zur Seite;
Er ahnt des Winters Eisesketten,
Und stürzt sich fort und sucht das Weite
Als könnt’ ihm Flucht das Leben retten.

Da mocht’ ich länger nicht inmitten
So todesnaher Oede weilen;
Es trieb mich fort, mit hast’gen Schritten
Dem flücht’gen Bache nachzueilen.

Dieser Text ist Gemeinfrei.
Quelle: Theodor Fontane: Gedichte, Carl Reimarus’ Verlag. W. Ernst. – Berlin 1851, S. 11 f.

> Siehe auch: Sämtliche Texte alphabetisch sortiert (Theodor Fontane alphabetisch)

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