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Theodor Fontane: Im Ilsethal

1841.

Hier möcht’ ich wo hüpfend die Wellen
Sich stürzen vom Felsgestein,
Hier unter dem blauenden Himmel
Im Frühling geboren sein.

Dann hätte sich, statt eines Priesters,
Sobald ich die Sonne erblickt,
Die hehre, göttliche Schöpfung
Zu meiner Taufe beschickt.

Es hätte sich über dem Täufling
Gewölbt des Himmels Dom,
Die Bäume hätten gerauschet
Wie leiser Orgelstrom.

Es wäre darinnen erklungen
Der Vögel Melodei;
Die Felsen hätten gestanden
Als ernste Zeugen dabei.

Ein Felsblock hätte mich sicher
In seinem weiten Schooß
Wohl über die Taufe gehalten,
Umhüllt von duftigem Moos.

Es hätte der Kuß der Sonne
Die Stirne mir gesengt,
Und mit dem Wasser der Taufe
Die Ilse mich besprengt.

Die Felsen hätten geschworen
Den felsenfesten Schwur:
Im Glauben mich groß zu ziehen
An Gott in der Natur.

Dieser Text ist Gemeinfrei.
Quelle: Theodor Fontane: Gedichte, Carl Reimarus’ Verlag. W. Ernst. – Berlin 1851, S. 15 ff.

> Siehe auch: Sämtliche Texte alphabetisch sortiert (Theodor Fontane alphabetisch)

< An Marie Der Frühling an den Gefangnen >

 

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