Ich bin ein unglückselig Rohr:
Gefühle und Gedanken
Seh rechts und links, zurück und vor,
In jedem Wind, ich schwanken.
Bald ist’s im Herzen kirchenstill,
Bald schäumt’s wie Saft der Reben,
Ich weiß nicht, was ich soll und will; —
Es ist ein kläglich Leben!
Da liegt nichts zwischen Sein und Tod,
Was ich nicht schon erflehte:
Heut bitt’ ich um des Glaubens Brod,
Daß morgen ich’s zertrete;
Was heut ich segne, segn’ ich nicht,
Ich werde sein Verflucher,
Nach Wahrheit ring’ ich und nach Licht,
Und schelt es dann — Versucher.
Dich ruf ich, der das Kleinste Du
In Deinen Schutz genommen,
Gönn meinem Herzen Halt und Ruh,
Gott, laß mich nicht verkommen;
Leih mir die Kraft, die mir gebricht,
Nimm weg, was mich verwirret,
Sonst lösch es aus dies Flackerlicht,
Das über Sümpfe irret!
Dieser Text ist Gemeinfrei.
Verfasst: um 1849
Quelle: Theodor Fontane: Gedichte, Carl Reimarus’ Verlag. W. Ernst. – Berlin 1851, S. 32 f.
> Siehe auch: Sämtliche Texte alphabetisch sortiert (Theodor Fontane alphabetisch)
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