(Bei Gelegenheit eines Leipziger Festes, wo man mit einer Schillerschen Weste Götzendienst trieb.)
Hochgesprungen, lautgesungen!
Wenn verschimmelt auch und dumpf,
Sei‘s! wir haben ihn errungen
William Shakespeare’s wollnen Strumpf.
Sieg! wir haben jetzt die Strümpfe,
Haben jetzt das heil‘ge Paar,
Drinnen er trotz Moor und Sümpfe
Sicher vor Erkältung war.
Sieg! wir huld‘gen jetzt dem Strumpfe,
Der der Strümpfe Shakespear‘ ist,
Denn er reicht uns bis zum Rumpfe,
Weil er fast zwei Ellen mißt.
Sieg! wir haben jetzt die Strümpfe,
Dran er putzte, wischte, rieb
Manchesmal die Federstümpfe,
Als er seinen Hamlet schrieb.
Drum wer je ein Lied geleiert,
Wenn er sich nicht lumpen läßt,
Singt Oktaven er, und feiert
Unser nächstes Shakespearefest.
Unsren Enkeln wird man melden:
„Euer Ahn, daß ihr es wisst,
War auch Einer von den Helden,
Die den Shakespeare-Strumpf geküsst.“
Drum herbei was Arm‘ und Beine,
Unsrer harret schon Triumph,
Und dem Shakespeare-Strumpf-Vereine
Helfen so wir auf den Strumpf.
Dieser Text ist Gemeinfrei.
Quelle: Theodor Fontane: Gedichte, Carl Reimarus’ Verlag. W. Ernst. – Berlin 1851, S. 240 ff.
> Siehe auch: Sämtliche Texte alphabetisch sortiert (Theodor Fontane alphabetisch, William Shakespeare alphabetisch, Friedrich Schiller alphabetisch)
< Zur Verlobung | An Bettina > |